Die Gemeinde Weilerswist

Chronik für den Ort Weilerswist

 

 

Die fruchtbaren Böden der Bördelandschaft um Erft und Swist bieten seit Jahrhunderten gute Voraussetzungen zum Anbau von Nahrungsmitteln und dienen den Menschen seit dieser Zeit als Lebensraum. So gibt es Siedlungsspuren von Menschen des Jungpaläolithikums, der Bandkeramiker, der Urnenfelderleute und Siedlungen aus der Laténezeit. Nachbildungen von Artefakten und Matronen - Steinen aus den verschiedenen Epochen können im Rathaus an der Bonner Straße besichtigt werden.

 

58-51 v. Chr Im Zuge der Eroberung von Gallien durch den römischen Staatsmann und Feldherrn Gaius Julius Caesar wird auch das linksrheinische Gebiet zur römischen Provinz.
39 v. Chr. 

Der römische Feldherr Agrippa siedelt den westgermanischen Stamm der Ubier nach dessen Unterwerfung auf dem linken Rheinufer an.

496/497

Sigibert von Köln besiegt in Allianz mit dem saalfränkischen Merowinger Chlodwig I. die Alemannen in der Schlacht bei Zülpich. Etwa ab dem 6. Jahrhundert werden die am Mittelrhein siedelnden Stämme als Ripuarier (Uferbewohner) bezeichnet.

1100-1125 Bau der Pfarr- und Wallfahrtskirche des untergangenen Dorfes Swist auf dem Swisterberg. Fundamente und Reste des Kirchenschiffes werden dem 9. Jahrhundert zugeschrieben. Grabungen im Jahre 1933 brachten Reste eines größeren Tempelbezirkes zu Tage. Dort wurden Matronen verehrt, aber auch der Göttin Diana war ein Weihestein gesetzt worden. An der über den Swister Berg führenden Heerstraße wurde auch der obere Teil einer Jupitersäule gefunden.
1274 Erstmals wird die Pfarrkirche St. Mauritius im Liber valoris des Erzbistum Köln urkundlich erwähnt.
1310

Urkundliche Ersterwähnung von Weilerswist „Wilrezwist“.

Seit karolingischer Zeit sind Urkunden aus Orten der Gemeinde überliefert. Die Ersterwähnung des Ortes Weilerswist als Wilrezwist stammt vom 9. Juli 1310. Die Originalurkunde ging leider beim Einsturz des Stadtarchives Köln am 3. März 2009 verloren.

1616 Der damalige Kölner Bürgermeister Johann Monumet kauft die Burg Kühlseggen.
1757

Am 7. Februar 1757 wird fast der gesamte Ort durch eine Feuersbrunst zerstört. 98 Häuser werden in Schutt und Asche gelegt und machen fast 500 Menschen obdachlos. Auch die mittelalterliche Kirche St. Mauritius fällt dem Brand zum Opfer.

1766-1771 Neubau von St. Mauritius. 1771 kann der erste Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden.
1794 Besetzung des Rheinlandes durch französische Truppen. Rund 20 Jahre herrschten die Franzosen am Rhein.
1797 Auflösung des Gerichtes in Weilerswist. Johann Michael Krahe ist der letzte Schultheiß von Weilerswist. Er richtet hier von 1773 bis 1797.
1837 Fertigstellung der Schule in der heutigen Mauritiusgasse neben der Pfarrbücherei.
1861 Die Scheiffahrtsburg wird aus den Matrikeln der Rittergüter gelöscht.
1875 Fertigstellung der Bahnstrecke Kalscheuren-Euskirchen unter der Bauleitung von Hermann Schmalenbach aus Weilerswist.
1877

Fertigstellung der neuen Schule an der Kölner Straße. Seit dem Abbruch der Schule im Jahre 1974 befindet sich dort das Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt.

1900 Fertigstellung Haus Heskamp neben dem Rathaus, damals „Villa Stern“.
1940 Der neue Friedhof an der Bliesheimer Straße wird angelegt.
1945 Die Scheiffahrtsburg wird durch amerikanische Truppen gesprengt und die Trümmer werden für eine provisorische Brücke über die Erft verwendet.
1958

Der erste Bauabschnitt der Josef-Schaeben Grundschule wird eingeweiht.

1967 Die evangelische Martin-Luther-Kirche wird gebaut.
1968

Der Bau der Hauptschule, heutige Gesamtschule, beginnt.

1969

Am 1. Juli 1969 tritt die „Kommunale Neugliederung“ in Kraft. Das Amt Weilerswist wird aufgelöst und in Gemeinde Weilerswist umbenannt. Friedrich Schmitt wird erster Bürgermeister der neuen Gemeinde.

1971 Die Kölner Band CAN baut das ehemalige Kino hinter der Gaststätte Zum Bachhof in das „CAN-Studio“ um. Viele bekannte Künstler produzieren ihre Platten hier, darunter Trio, Joachim Witt, Marius Müller-Westernhagen, Fury in the Slaughterhouse.
1978

Partnerschaft mit der südfranzösischen Stadt Carqueiranne.

1989 Partnerschaft mit der mittelenglischen Stadt Whitnash.
2006 Baubeginn des Neubaugebietes „Weilerswist-Süd“.
2007 Der erste Bauabschnitt der Umgehungsstraße L 163n wird an die Öffentlichkeit übergeben.
2010 Weilerswist feiert seinen 700. Geburtstag mit einem großen Festumzug und verschiedenen Veranstaltungen.
2011 Die Autobahnanschlussstelle der BAB 1 Weilerswist-West wird fertiggestellt.
2014 Busbahnhof und Pendlerparkplatz werden fertiggestellt.
2019 Der Kirchvorplatz an der Kölner Straße wird saniert. Neben dem Meilenstein aus der napoleonischen Zeit wird ein Brunnenstein errichtet.
2021 Die neue Ortsidentitätstafel bereichert nun den Kirchvorplatz.

 

Die Gemeinde Weilerswist

Die Gemeinde Weilerswist wurde am 1. Juli 1969 durch das Gesetz des Landes Nordrhein-Westfalen zur kommunalen Neugliederung des Landkreises Euskirchen aus den Gemeinden Lommersum, Metternich, Müggenhausen, Vernich und Weilerswist gebildet. Die Gemeinde Weilerswist besteht heute aus insgesamt 14 Ortsteilen (Bodenheim, Derkum, Großvernich, Hausweiler, Kleinvernich, Lommersum, Metternich, Müggenhausen, Neuheim, Neukirchen, Ottenheim, Schneppenheim, Schwarzmaar, Weilerswist).

 

Schon seit Jahrhunderten fanden Menschen in der fruchtbaren Börde um Erft und Swist Nahrung und Heimat. Steinzeitmenschen, Bandkeramiker, Urnenfelderleute, Kelten und Germanen, vor allem Römer hinterließen ihre Spuren. Spätestens die Franken gründeten fast alle Dörfer und Einzelhöfe und nahmen den christlichen Glauben an. Im 9. und 10. Jahrhundert verschenkten und verlehnten die deutschen Kaiser und Könige viele Ländereien an ihre Vasallen, Kirchen und Klöster, und ihre Getreuen folgten ihrem Beispiel. So hatten im 11. und 12. Jahrhundert die Aachener Pfalzgrafen und ihre Erben größtenteils das Land zwischen Köln, Bonn, Ahr und Erft in ihrem Besitz.

 

Die Herrlichkeit Weilerswist kam 1302 gleichzeitig mit dem benachbarten Metternich durch die Verpfändung des Grafen von Hülchrath an den Kölner Erzbischof und blieb seitdem kölnischer Besitz. Den Hauptanteil am Grundbesitz in Weilerswist hatten Adel und geistliche Institutionen. Scheiffartsburg und Kühlseggen waren stattliche Wasserburgen. Die Ruine Scheiffartsburg steht heute nicht mehr. Dagegen besteht heute noch das Burghaus Kühlseggen, das aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammt.

 

Mit dem Einmarsch französischer Armeen endete 1794 im linksrheinischen Gebiet die Kleinstaaterei. 1798 wurde eine einheitliche Verwaltungsorganisation und Gemeindeverfassung eingerichtet, ab 1802 folgte die Neugliederung der Bistümer und Pfarreien, 1804 die Einführung des französischen Zivil- und 1820 des französischen Strafrechts. Manche dieser Einrichtungen blieben erhalten, als das rheinische Land 1816 zum Königreich Preußen kam. Jahrhundertlang war die Landwirtschaft Haupterwerbsquelle mit Burgen und wasserumwehrten Höfen als Großbetrieben.

 

"Klein Spanien"

Über kurz oder lang werden Sie auf diesen Begriff stoßen und sich fragen „Was hat Weilerswist mit Spanien zu tun?“ Hier die Erklärung: Aus einer Urkunde vom Jahr 1152 geht hervor, dass Lommersum (mit Bodenheim, Hausweiler, Ottenheim und den Schneppenheimer Höfen) um diese Zeit zum Herzogtum Limburg (Belgien) gehörte.

 

Durch Kriege, Heirat und Schenkung wechselte Lommersum mehrfach die Zugehörigkeit zu den Herrscherhäusern. 1477 fiel der Besitz Lommersum an das Haus Habsburg. 1494 übergab der Kaiser den burgundischen Besitz seinem Sohn Philipp dem Schönen, der sich zwei Jahre später mit Johanna der Wahnsinnigen, Tochter der „Katholischen Könige“ Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, vermählte. Aus dieser Ehe geht der spätere spanische König Karl I. und deutsche Kaiser Karl V. hervor, der 1522 auf dem Reichstag zu Worms die Besitzungen Brabants - und damit Lommersum - mit Spanien vereinte. Damit gehörte Lommersum (zusammen mit Kerpen und Mödrath) zu Spanien.

 

Von 1522 bis 1786, also länger als 250 Jahre, unterstand die Herrschaft dem "Souveränen Rat von Brabant" in Brüssel. Philipp II., Sohn Karls V. und ab 1556 König von Spanien, führte unter dem Siegel der Verteidigung der katholischen Religion einen erbitterten Kampf gegen die aufständischen Niederlande, deren Protestantisch gewordene "vereinte Provinzen" (das heutige Holland umfassend) sich 1591 von Spanien lossagten. Die südlichen Provinzen, darunter Brabant mit Lommersum, wurden nun endgültig an Spanien gekettet. Für Lommersum bedeutete das eine harte und niederdrückende Zeit. Karl VI. von Spanien übertrug 1710 die vereinigten Herrschaften Lommersum und Kerpen dem Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, der damit 1712 seinen Minister, den Grafen Johann Friedrich von Schaesberg belohnte.

 

Kaiser Joseph II. verzichtete in seiner Stellung als Herzog von Brabant 1786 auf die Lehnshoheit über Lommersum und wies zudem den "Souveränen Rat von Brabant" an, seinerseits auf die oberste Gerichtsbarkeit über Lommersum zu verzichten. Damit war ein Vierteljahrtausend spanisch-habsburgische Ära für Lommersum beendet. Als reichsunmittelbare Herrschaft wurde der Ort nun Eigentum des "regierenden" Grafen August Friedrich von Schaesberg, eines Sohnes des oben genannten Johann Friedrich. An die spanisch-habsburgische Zeit Lommersums erinnert heute noch das sog. "spanische Rathaus" in Lommersum.

 

Sehenswürdigkeiten / Merkmale in Weilerswist

  • Meilenstein an der Kölner Straße (Veranstaltungsort des Maifestes des Dorfverschönerungsverein Weilerswist e.V.
  • Kirche St. Mauritius Weilerswist
  • Swister Turm
  • Bahnhof Weilerswist
  • Marienbildstock Bonner Straße (in Denkmalpflege des DVV)

 

Einwohnerzahlen Weilerswist

1798 491
1803 647
1850 1020
1871 1103
1905 1300
1939 1781
1946 2210
1950 2546
1960 3253
1970 4352
1980 5653
1990 6216
2000 6702
2005 6827
2020 9241

 

Wappen

Blasonierung: „Gespalten; vorne in Schwarz ein mit einem Kreuz besteckter, zweifenstriger silberner (weißer) Turm, hinten in Silber (weiß) ein schwarzer Adler.“

 

Das Wappen verbindet die Symbole der ehemaligen Bürgermeistereien Weilerswist und Lommersum. Der Turm symbolisiert das „Swister Türmchen“, das Wahrzeichen von Weilerswist, der Adler entstammt dem Lommersumer Gerichtssiegel von 1675. Da die ursprünglichen Farben nicht mehr zu ermitteln waren, wurden Schwarz und Silber, die Farben des Kurfürstentums Köln verwendet, dem Weilerswist seit 1303 angehörte.

 

Banner

Beschreibung des Banners: „Weiß-Schwarz im Verhältnis 1:1 längsgestreift mit dem Wappen der Gemeinde etwas oberhalb der Mitte.“

 

Gemeindepartnerschaften

Die Gemeinde Weilerswist unterhält zwei Gemeindepartnerschaften. Seit 1978 besteht eine Partnerschaft mit der südfranzösischen Gemeinde Carqueiranne und seit 1989 mit der mittelenglischen Gemeinde Whitnash.